Gedanken zu Verzicht und Aktionismus

Lesezeit: 9 Minuten

Es wird mal wieder Zeit ein paar Gedanken zu teilen, dabei stelle ich fest, dass mich Krisen immer inspirieren – womöglich auch triggern – meine Gedanke dazu mal festzuhalten. Fangen wir also an.

Grundsätzliches zu dem was kommt

Jetzt haben wir also Corona soweit überstanden und schon kommt das nächste Problem. Am Rande erwähnt haben wir als Menschheit eine Menge Probleme, die wir auf dem Schirm haben sollten, aber da wir eher „akustiksensitiv“ priorisieren – das Problem, das am lautesten schreit wird, bearbeitet – haben wir jetzt Krieg in der Ukraine auf dem Schirm. Ich muss das Folgende etwas überzeichnen, dies möge man mir nachsehen. Warum ich das muss? Weil es sonst ausufern würde – ich habe mich zwar geopolitisch etwas „aufgeschlaut“, bin aber bei weitem kein Fachmann – zudem dies nur meine rudimentären Gedanken sind. Ich will mir damit nur etwas von der Seele schreiben und bei der Reichweite meines Blogs, ist das eh egal. Ich wollte es mal erwähnt haben. So … jetzt aber mal los.

Wie alles begann

Da gibt es den Herrn Putin. Der Herr Putin – ein Autokrat – ist schon lange an der Macht und macht in Russland sein Ding. Der Herr Putin ist ein netter Herr, der viele Sprachen spricht, eine grundsolide Ausbildung beim Geheimdienst gemacht hat und sein Gelerntes auch anzuwenden weiß. Er ist gut vernetzt in Europa und macht eben sein Ding.

Das hat auch bisher keinen wirklich gestört, denn mit Herrn Putin – fragen wir doch mal unseren Altkanzler Schröder – kann man tolle Geschäfte machen. Russland ist ein großartiges Land. Groß und weit, viel unberührte Natur, fruchtbare Böden und viele Bodenschätze. Das sind gute Voraussetzungen für Handel. Öl und Gas fließen im Überfluss und die Wege, sich diese lebensnotwendigen Ressourcen zu beschaffen sind zwar weit, aber mit überschaubarem Aufwand zu lösen. Also … auf gute Geschäfte.

Wir kaufen also Gas und Öl – auch anderes, aber das lassen wir mal kurz beiseite – und sind guter Dinge. Zwar „grummelt“ ab und an der Herr Putin, dass er nicht möchte, dass sich die NATO weiter gen Osten erweitert, aber generell läuft das schon ganz gut. Wir kaufen also Rohstoffe für warme Häuser, heiße Öfen und andere Produkte, die man eben in einer zivilisierten Welt so braucht. Wir müssen ja schließlich den Konsum am Laufen halten. Soweit so gut. Naja fast: Der Herr Putin hat dann mal 2014 die Krim annektiert und – wahrscheinlich der guten Geschäfte wegen – haben wir uns dann eben mal angesehen. Wir haben zwar gesagt, dass wir das grundsätzlich nicht so gut finden, aber das war es dann auch schon.

Jetzt geht’s los

Jetzt hat dann der Putin am Februar dann einen Krieg mit der Ukraine begonnen. Das ist schlimm und mehr will ich dazu nicht sagen, außer, dass ich es bemerkenswert finde, wie mit diesem Krieg umgegangen wird. Ich meine hier die Berichtserstattung in all ihren Facetten, aber wird vielleicht nochmal ein andere Beitrag – schauen wir mal. Es geht hier im Verzicht und mehr.

Damals

Die Menschheit hatte schon immer mit Krisen zu kämpfen. Die Liste wäre lang, aber eine Krise, die schon ein paar Dekaden zurückliegt war die Ölkrise in den 1970ern. Jetzt könnte man sagen, damals war alles besser – ich neige altersbedingt vermehrt dazu -, aber das will ich gar nicht. Worauf ich hinaus will, ist mal kurz zu betrachten, wie man damals mit einer solchen Krise umgegangen ist. Denn hier sind bemerkenswerte Unterschiede festzustellen.

Da gab es also eine Meinungsverschiedenheit zum Thema Öl und man ließ sich nicht erpressen. Sowas mag ich. Man hatte – pardon für die Wortwahl – noch Eier und eine Haltung, die man auch vertreten konnte. Man hat also gesagt: Nein wir lassen und nicht erpressen und üben Verzicht.

In den Amtsstuben wurde die Temperatur um 2 Grad Celsius gesenkt und auf den Autobahnen konnte man am Sonntag Rad fahren oder spazieren gehen. Warum? Weil wir verzichtet haben. Jeder hat mitgemacht. Da gab es keine großen Diskussionen. Es gab einen „Chef“ – den Bundeskanzler – und der hat gesagt: Wir müssen jetzt verzichten – und es war klar, wenn der Mann das sagt, dann wird er sich was dabei gedacht haben und wir machen das mal so. Guter und pragmatischer Ansatz und das Spannende dabei war, dass das auch funktioniert hat.

Heute

Wir bekommen kein Öl mehr – naja, wir würden schon, aber wir wollen nicht – da wir Russland für die Kriegshandlung bestrafen wollen. Generell finde ich das gut, denn Grenzen sind wichtig. (Anm. des Autors: Witziges Wortspiel, dass an dieser Stelle nicht beabsichtig war, aber zurück zum Thema.) Wir boykottieren Russland und kaufen kein Öl und Gas mehr ein. Wir kappen eine milliardenschwere Investition „North Stream“ um zu zeigen, dass wir mit dem, was da gerade passiert, nicht einverstanden ist. Auch hier bin in der Meinung, dass das gut ist. Das zeigt von Haltung. Jetzt kommt es aber.

Wir wissen, dass wir nun ein Problem haben. Also nicht wirklich, denn wir sind in einer Jahreszeit, wo wir – Warmwasser mal ausgenommen – nicht wirklich heizen müssen, daher alles eher entspannt. Duschen wir eben kalt. Wobei das nur die Seite der Privaten ist. Für die Wirtschaft ist das Problem dann schon etwas bedeutsamer, denn wir sind in so vielen Bereichen auf Öl und Gas angewiesen. Aber sei es, wie es nun mal ist, worauf ich hinaus will ist, dass ich mich des Eindrucks nicht erwahren kann, dass in der heutigen Zeit vieles eher Aktionismus gleicht, als einer durchdachten strategischen Planung.

Wenn ich den Gashahn abdrehe, dann sollte ich einen Plan haben, wie es danach weitergeht. Gut, man sagt, dann kaufen wir eben Flüssiggas aus Amerika ein. Wir bauen hierfür zwei große Terminals, dass wir das wertvolle Gut auch „löschen“ können. Aber Moment mal, da war doch was … Hatten wir nicht vor ein paar Jahren die USA dafür verachtet, dass Fracking – und der Großteil dessen was wir da einkaufen kommt aus ebensolcher Gewinnung – echt mies für die Umwelt ist und wir das nicht möchten? Ich glaube mich auch erinnern zu können, dass Tanker, die das wertvolle und dringend benötige Gut, über den Ozean bringen für den schon „fiebernden“ Planten nicht ganz so optimal ist. War doch so – oder?!

Aktionismus … bringt langfristig nichts

Aus Erfahrung weiß ich, dass Aktionismus nicht wirklich etwas bringt, Kurzfristig gedacht und gemacht löst zwar partiell manches Problem, aber mittel- und langfristig sind die Nebeneffekte, die entstehen oft schlimmer, als da ursprüngliche Problem selbst.

Wer am lautesten schreit, dem wird geholfen – ich kenne diese Art der Priorisierung auch und manchmal ist das auch notwendig schnell und unkompliziert zu handeln, aber mal im Ernst: Was ist aus „safe the Planet“ und solchen Sachen geworden. Nur weil wir nicht verzichten können/wollen, finden wir andere Wege, die aber all dem entgegenstehen, was wir für „Mutter Erde“ tun wollten. Die Klimaziele sind jetzt schon nicht mehr zu erreichen und wer bis jetzt noch nicht geschnallt hat, dass das Klima sich ändert, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen, aber es kann doch nicht, dass wir jetzt alles bisher auf den Weg gebrachte über Bord werden und genau weitermachen wie vorher.

War Corona ein echter Katalysator in Sachen Digitalisierung, so kann die Ukraine-Krise doch jetzt eine echte Chance in Sachen Umweltschutz sein. Wir brauchen andere Formen der Energieversorgung. Stimmt. Vielleicht wäre es aber auch mal ratsam sich Gedanken zu machen, wie können wir unseren Energiehunger etwas eindämmen.

Nachdenken. Umdenken.

Brauchen wir in der Nacht immer und überall Licht? Hätte eine geringere Lichtverschmutzung auch einen Effekt auf das Ökosystem? Muss ich wirklich alles – preisbedingt – im Ausland produzieren oder kann ich echte Wertschöpfung im Produktionsstandort Deutschland darstellen? Hilft ein 9-Euro Ticket wirklich oder brauchen wir neue Mobilitätskonzepte? Sollten wir Lebensmittel gerechter verteilen und würden wir damit damit Abhängigkeitsprobleme von Rohstoffimporten lösen können?

Das sind nur ganz spontane Fragen, die mir dabei durch den Kopf schießen. Es soll verdeutlichen, wie viele Fragen mir – und ich bin sicher nicht die hellste Kerze auf der Torte – durch den Kopf gehen. Ich behaupte auch nicht, dass kein anderer sich solche Fragen stellt, denn ich bin immer noch Überzeugung, dass wir fähige Menschen in Deutschland haben, die sich mit diesen Themen beschäftigen, aber brauchen einen Plan der weit darüber hinaus geht.

Sollten wir nicht endlich damit aufhören, dass sich politische Entscheidungen durch Social-Media-Posts und Shitstorms beeinflussen lassen und es letztendlich nur darum geht, wie ich meine Wählerzielgruppe möglichst effizient zufriedenstelle? Das was zählt sind Ergebnisse. Ergebnisse brauchen Zeit, denn hier geht es tatsächlich um eine Zeitenwende. Die Krise jetzt kann ein echter Katalysator für Veränderung sein. Märkte überdenken. Technologien hinterfragen. Beziehungen auf den Prüfstand stellen. Moralische Grundsätze wiederentdecken. Das wären die Themen, die ich auf der Agenda sehen möchte. Fernab von Pressekonferenzen. Fernab von Tweets und Posts.

Und die Moral von …

Keine Ahnung, ob es eine Moral braucht. Es ging mir hier einfach nur mal darum meine Gedanken herunterzuschreiben und etwas lauter zu denken. Die Fragen sind komplex – so wie es die Probleme auch sind – aber sie sind es wert mit Zeit, Verstand und langfristig betrachtet, diskutiert und gelöst zu werden. Dafür haben wir eine Regierung gewählt und die brauchen Zeit und Ruhe, um es anzugehen. Hier fehlt es. Was ist los? Was wurde besprochen? Wann sehen wir endlich Ergebnisse? Ehrlich – ich könnte und wollte so nicht arbeiten.

Einfach mal den Mund halten und abwarten was kommt. Das würde helfen. Und Mut zu Moral und Rückgrat würde auf der anderen Seite helfen. Nicht nur an die Wählerstimmen und die Umfragewerte denken, sondern an der Sache, an dem Problem an sich arbeiten. Konzentriert. Kompetent. Konsequent.

Ich glaube nur so haben wir eine Chance als Menschheit zu überleben. Langfristig und nachhaltig zu überleben.

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