Die neue Mimimi-Gesellschaft

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Es wird also mal wieder Zeit. Bevor mir irgendwann der Kopf explodiert oder jemand meinen Ärger abbekommt, der es gar nicht verdient hat, schreibe ich die Gedanken eben nieder. Wenn es dann jemand interessiert, dann herzlich willkommen, wenn nicht, dann ist das auch völlig in Ordnung.

Ich bin ja bekannt dafür, dass ich das Denken an sich für gut und wichtig halte, aber aktuell darf man weder Fernseher oder Radio anschalten und am besten auch keine Social Media Kanäle öffnen, denn was sich hier gerade abspielt spottet jedweder Beschreibung. Es war bzw. ist im Normalmodus schon schlimm, aber mein Eindruck ist gerade, dass das immer schlimmer wird. Warum empfinde ich das so?

Gute Frage. Vielleicht bin ich dank Lockdown auch etwas reizbarer.? Kann sein. Vielleicht ist es eine Erscheinung des Alterns? Kann auch sein. Vielleicht ist wird die Menschheit immer dümmer – ich schließe mich dabei auch nicht aus? Klingt auch plausibel. Aber mal ernsthaft: Das, was da Draußen mittlerweile abgeht, geht gar nicht mehr. Körting, nun werd doch mal konkret! OK. Mach ich.

Wir sind doch alle Randgruppe. Irgendwo – für irgendwem.

Wo soll ich aber anfangen? Ich beginne mal – weil aktuell betroffene Randgruppe – mit den Rauchern. Ich habe das Gefühl das Raucher die neue Hassgruppe in Deutschland ist. Raucher dürfen öffentlich als rücksichtslos und schwach beschimpft werden und keiner der das mitbekommt, steht auf und sagt: Stopp mal. Warum sollte er das tun? Ganz einfach, was ist denn schlimmer: Ein Raucher, ein Dummer, ein Dicker, etc. Ich kann mich nicht entscheiden, da es aber auch echt schwierig ist, aber ernsthaft: Wer gibt den jemand das Recht sich über Raucher aufzuregen und diese öffentlich und teilweise lautstark anzufeinden? Geht’s noch! Ja, ich rauche. Ja, ich rauche dort, wo es erlaubt ist. Ja, ich rauche und werfe meine Kippen auch nicht in die Landschaft. Ja, ich rauche und bezeichne mich selbst als rücksichtsvoll, aber trotzdem werde ich – und ich beobachte es ganz neutral draußen in freier Wildbahn – immer wieder angefeindet. „Müssen Sie hier rauchen?“ „Nope, muss ich nicht, aber ich will es.“ Ich rauche draußen und jedes alte Dieselfahrzeug pustet mehr Dreck in die Umwelt als ein Raucher das machen kann. Zudem was ist denn mit diesen ganzen „Vaper-Pack“?! Sorry, aber was pusten die denn in die Landschaft. Und jetzt kommt es: Man darf keinem Menschen da draußen sagen, auch wenn es offensichtlich ist, dass er dumm ist. Man darf auch keinen sagen, dass er fett ist. Zum einem ist „fett“ ganz schon despektierlich, zum anderen sind das ja arme Menschen, die einfach nur zu viel Unterhautfettgewebe haben. Also daher die Bitte an alle: Bleibt mal locker. Lebt miteinander und geht aufeinander mit dem notwendigen Respekt aufeinander zu. Habt Verständnis und Nachsicht und schon wird alles … nicht gut, aber besser.

Toleranz und so

Ich höre jetzt hier mal damit auf, denn es artet aus. Außerdem ist es schwer zu fassen und noch schwerer zu erklären. Ich versuche mich mal mit der Lösung zu beschäftigen. Toleranz und Akzeptanz. Das sind die simplen Lösungen, um mal etwas besser da draußen klarzukommen. Möge ein jeder vor seiner Tür kehren und schauen, dass diese Welt eine bessere wird, dann wird es wahrscheinlich auch klappen, dass der Planet und seine Insassen auf Dauer überleben. Dieses ganze „Geblubber“ von „Gleichstellung und Achtsamkeit“ wird nicht über Gender-konforme Sprache gelöst, sondern über das Verständnis, dass wir alle nur Gäste sind und jeder Mensch den gleichen Wert hat. Jeder darf nach seiner Fasson leben und glücklich werden. Keiner geht den anderen auf den Keks und jeder kehrt erstmal vor seiner Tür und kümmert sich um seinen eigenen Kram. Das klingt so simpel und einfach, dass es wahrscheinlich daran schon scheitern wird.

Das kann ja nur gut werden

Es geht aber weiter: Mein Kind soll keinen Schnelltest machen, denn die Unversehrtheit meines Kindes steht vor allem anderen und es hat Angst. So gelesen. Mehrfach. Generell ok, aber mal ernsthaft: Erziehung ist keine Glücksache, sondern die Verantwortung des Erwachsenen ein mit Gesellschaft vertretbares Wertesystem beim Nachwuchs zu etablieren. Dazu gehört auch ein Verständnis über Zusammenhänge zu schaffen und Ängste sicherlich ernst zu nehmen, aber auch Ängste sicherlich zu nehmen. Was geht denn hier schief? Diese nachwachsende Generation tut mir zu einem hohen Maße wirklich leid. Jeder Stuhlgang wird zum absoluten Erfolgserlebnis hochstilisiert und ein richtig gemachtes „was auch immer“ sorgt für Jubelschreie der Mutter- und Vatertiere. Selbständig laufen – zum Beispiel zur Schule – geht heutzutage gar nicht mehr, denn man muss ja seinen Hybrid-SUV zeigen und den Nachwuchs am besten zum Platz im Klassenzimmer bringen. Parkzonen vor der Schule beweisen eindrucksvoll, wie „behindert“ hier das elterliche Verhalten ist. Wie bin ich denn früher in die Schule gekommen? Zu Fuss. Mit dem Rad, als ich dann Radfahren konnte mit einem Wimpel am Gefährt den Beweis meiner Verkehrstauglichkeit angetreten hatte. Alleine war ich dennoch nie auf dem Weg. Meine Mitschüler waren auch auf dem Weg zur Schule und so trafen nach und nach kleine Gruppen von kleinen Menschen in der Schule ein. Man hat sich auf dem Weg unterhalten und alles war gut. Ich glorifiziere nicht die „guten alten Zeiten“, aber wie haben wir damals überlebt. Auch hier gilt: Macht Euch mal locker und denkt an früher zurück. Da kamst Du in die Schule und dann gab es eine Schluckimpfung. Ende der Durchsage. Effizient und wirksam und kein dauerhaftes Mimimi. Ekelhaft und überflüssig und vor allem nicht das was wir – ich rede von meiner Generation – mal gelernt und vorgelebt bekommen haben. Nicht alles war schlecht und nicht alles was wir besser machen wollen ist auch tatsächlich besser. Ein Kind muss seine Erfahrungen selbst sammeln dürfen. Das schafft Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Behüten ist gut, aber wer sein Kind zu sehr in Watte packt, schädigt es nachhaltig mehr, als was es nützen wird. Das Leben hat Enttäuschungen zu bieten und nur wer lernt damit umzugehen, wird auch im wahren Leben bestehen.

Ich hör dann mal lieber auf

Oh Mann, es artet aus. Hatte ich befürchtet und ich muss hier langsam mal zum Ende kommen. Danke an all diejenigen, die es bis hierhergeschafft haben.

Einen habe ich aber noch: Umwelt ist super. Und ich meine das Ernst. Wir haben einen wunderschönen Planeten, auf dem wir leben dürfen. Die Natur hat sich im Laufe der Jahrmillionen perfekt organisiert. Jedes Ding hat seine Funktionen und alles ist miteinander verzahnt. Auch wenn wir nicht verstehen. Sei es drum, mir geht es im letzten Absatz um diese ganzen Umweltfanatiker und Umweltaktivisten. Es gibt wenige, die das was sie lautstark und meist an schulfreien Freitagen auf der Straße ablassen, auch leben und sorgsam mit dem Planeten umgehen. Warum kann die „Demokacke“ denn nicht an einem Samstag oder Sonntag stattfinden? Klar, da ist keine Schule und ich müsste meine Freizeit für den Planten opfern. Geht ja mal gar nicht. Und falls es keiner merkt: Auch hier greift die „Blubber-Mentalität“. Es ist einfach, wenn es „Vorteile“ bringt, aber umso schwerer, wenn man tatsächlich einen Einsatz bringen muss. Und hier schließ sich der Kreis, denn hier sind wir als „Alte“ gefragt und aufgefordert auch mal kritisch mit dem Nachwuchs zu sprechen. Kritisch und sachlich eine Diskussion zu suchen und zu führen und mit Argumenten aufzuwarten und nicht einfach nur der scheinbaren Selbstverwirklichung des Nachwuchses beizuwohnen. Dies würde dazu führen, dass wir uns alle mal wieder tiefer mit Dingen beschäftigen (müssen) um argumentativ und nicht nur Headline-basiert zu blubbern.

So. Mehr könnte es sein. Mehr ist nicht immer besser. Daher mach ich hier mal Schluss und mache wir im Stillen weiter Gedanken. Die Intension meines Blogs war ja zum Teil auch psychohygienischer Natur und dem wurde Genüge getan. Danke für’s „zulesen“ und bis zum nächsten Mal.

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