Todesgedanken

Lesezeit: 7 Minuten

Einleitung und Warnhinweis

Da ich nicht raus darf und meine sozialen Kontakte sich meist am Telefon abspielen – wofür ich dennoch dankbar bin – mir aber der Austausch fehlt, muss eben der Blog wieder herhalten. Wer es lesen möchte, der ist wieder herzlich eingeladen. Wer es nicht lesen möchte, bei dem verabschiede ich mich an dieser Stelle: Danke für den Besuch und viel Spaß beim Weitersurfen.

Tod – Bitte nicht sterben

Die Krise bringt einen fiesen Gedanken. Wobei „fies“ das falsche Wort ist. Man denkt anders und vielleicht bewusster über Manches nach. Und jetzt denkt Der-Körting über den Tod nach. Klar warum auch nicht. Ist ein durchaus spannendes Thema. Warum? Ich versuche es mal zu erläutern:

Tod. Mit T, wie Tabu

Wir modernen Menschen. Wir Krone der Schöpfung. Wir Beherrscher der Erde. Wir, die wir alles kontrollieren und und steuern wollen. Wir sind sind schon eine wunderliche Erscheinung. Wir kontrollieren alles. Naja zumindest versuchen wir es. Wir bestimmen, wann und wo und auch wie gestorben wird. Warum? Weil wir es können. Wir haben den Glauben an Gott verloren und erheben uns selbst in einen Gott-gleichen Stand. Wir beherrschen die Natur und doch ist der Tod allgegenwärtig, nur eben nicht mehr sichtbar. Steril und anonym. Oftmals Tabu. Wir sprechen nicht gerne über’s sterben. Der Tod ist kein Partythema. Sollte er auch nicht sein, aber ihn nahezu komplett aus dem Leben zu streichen ist auch doof. Vor allem bildet der Tod letztendlich den krönenden Abschluss des Lebens. Also warum nicht mal drüber sprechen.

Der Tod in der Krise

Über 600 Tote in Italien. Mehr als 1.000 Tode in Spanien. An einem Tag. Das sind schon beängstigende Zahlen. Stimmt. Aber eben nur Zahlen. Man sieht keine Toten. Die müssen ja auch schnell und sauber entsorgt werden. Der Tod ist eine Zahl. Quantifiziertes Sterben. Qualitativ ist Sterben irgendwie nicht mehr das, was es mal war. Nein, ich komme nicht mit dem: Früher war alles besser, dazu bin ich auch noch zu jung, aber ich komme damit, das der Tod in seine Betrachtung früher einen anderen Stellenwert hast. Eben kein Tabu.

Beim Sterben ist jeder allein

Nicht jeder, aber viele. Viel zu viele, wenn man mich fragt. Ich tue mal so, als ob man mich gefragt hat und gehe kurz – zumindest versuche ich es – auf meine Aussage ein. Dazu hole ich mal etwas aus. Meine Begegnungen mit dem Tod waren irgendwie sehr theoretisch. Meine Uroma starb irgendwann. Ich war klein. Die Omi war weg. Wo ist sie denn hin? Sie ist jetzt beim lieben Gott, so wurde mir das damals gesagt. Und ehrlich: Mir hat das damals irgendwie gefallen. Sie schaut von oben zu und passt auf mich auf. Tröstlich. Aber warum durfte ich sie nicht mehr sehen, warum durfte ich nicht nochmal „Tschüss“ sagen. und warum nicht nochmal berühren? Das macht man nicht. Sie ist schon im Sarg und der ist zu. Aha. Na dann. Jahre später dann die Großeltern. Hier ein ähnlicher Vorgang, allerdings gepaart mit pubertären Verhalten und dem „starkseinwollen“ und daher ein steriler Umgang. Ernst wurde es erst, als es meinen Vater erwischte. Nach langer Krankheit durfte er irgendwann gehen. Er starb nicht alleine.

Ruhe sanft und in Frieden

Er starb zuhause. Gepflegt von seiner Frau und er sah wirklich friedlich aus. Und ich habe ihn gesehen und konnte noch einmal mit Respekt und Andacht Abschied nehmen. Warum ich solch Intimes hier schreibe? Weil es kein Tabuthema sein sollte und weil ich damit sagen möchte, dass ich bei meiner ersten bewussten Begebung mit dem Tod doch schon ein fortgeschrittenes Alter erreicht hatte. Behütet und beschützt hat man mich. Aber auch wertvoller Erfahrungen beraubt. Ok, ist ein hartes Wort, aber irgendwie ist der Umgang mit dem Tod seltsam. Viel zu kontrolliert, wenn man mich fragt. Viel zu steril, wenn ich es beschreiben soll. Es ist der Abschluss des Leben. Es ist die Krönung des Lebens. Also feiern wir es doch.

Respekt. Ehrfurcht. Dankbarkeit

Wir sollten dankbar sein. Dankbar für das Leben, die gemeinsame Zeit, die Erinnerungen – die Guten und die Schlechten -, eben all das, was Leben ausmacht. Und zum Leben gehört nunmal auch das Sterben. Der Tod. Wir sollten Menschen begleiten. Auch wenn wir vielleicht keine Zeit haben oder es einfach nur weh tut, wenn man mitbekommt, wie das Leben sich langsam verabschiedet. Das hat etwas mit Respekt zu tun. Mit Ehrfurcht vor dem Leben und mit Dankbarkeit für das Erlebte. Ich weiss, dass liest sich viel zu pauschaliert und das soll es auf keinen Fall sein, aber ich höre es viel zu oft. Und es macht mir Angst. Also ein bisschen. Denn ich würde es begrüßen, wenn man mit mir das Leben gemeinsam nochmal feiert und ich dann in Frieden und Ruhe gehen kann. So zumindest mein Wunsch(traum). Ich hätte es gerne wie die Elefanten. Die spüren, wenn es mit einem Herdenmitglied zu Ende geht. Die Herde wird stiller und kümmert sich um den „scheidenden“ Kameraden. Sie nehmen Abschied. Ich stelle es mir tröstlich vor, wenn Menschen spüren würden, dass das Ende naht und ich glaube, dass das früher anders war. Man war sich näher und daher vielleicht empfänglicher für das Befinden der seiner Mitmenschen. Das hat sich geändert.

Tauschbörse

Wir haben getauscht. Erfolg. Geld. Sicherheit. Gehen was? Gegen Familie. Familie über Generationen. Zusammen. Unter einem Dach. So war das früher mal. Ich bin zu jung um das miterlebt zu haben. Ich kann es mir auch nur schwer vorstellen. Ich bin anders aufgewachsen und anders erzogen und geprägt worden. Aber ich finde die Vorstellung irgendwie schön. Ich erinnere mich wieder an die Elefanten. Oma ist 90. Die Atmung hat sich verändert. Die wurde flacher. Es rasselt beim Atmen. Die Haut ist irgendwie grau und nicht mehr so rosig wie vor ein paar Jahren. Die Augen liegen tief im Schädel und Oma hat abgenommen. Würden wir noch enger zusammenleben, würde uns das auffallen und wir wüssten auch, dass das Leben langsam erlöschen wird. Wir würden sanfter werden. Stiller. Sorgsamer. Wir würden Zeit – denn je endlicher sie wir, desto wertvoller wird sie – geniessen. Vielleicht würden wir uns zusammensetzen und in Erinnerungen schwelgen. Vielleicht würden wir enger zusammenrücken und Körperlichkeit zulassen. Denn wie lange wird es noch dauern. Wir spüren, das es zu Ende geht. Und wieder erinnere ich mich an die Elefanten. Wir haben aber getauscht. Ist eben so. Aber wir sollten uns ab und an erinnern. Ans Leben. An unsere Geschichte(n). An Elefanten.

Auf’s Leben

Es wird immer gestorben. Das ist der Lauf der Zeit, der Gang des Lebens, aber wir sollten wieder lernen, bewusster zu leben, denn dann ist auch ein bewussteres sterben möglich. Für alle Beteiligten. Und dann haben wir vielleicht auch eine Chance auf Trauer. Denn die ist wichtig, da es sonst keine Verarbeitung gibt. Dann nehmen wir Schaden. Auch hier denke ich wieder an Elefanten. Die Herde bildet einen Kreis um das verstorbene Mitglied. Es ist still. Sanft berühren sie mit ihrem Rüssel den leblosen Körper. Still und fast andächtig nimmt die Herde Abschied. Als ob die über das gemeinsam erlebt noch einmal gemeinsam nachdenken und die Erinnerungen geniessen. Ich mag Elefanten. Ist aber wahrscheinlich schon aufgefallen. Ich mag aber auch Krähen. Hier ist es ähnlich. Die beiden Spezies müssen als Beispiel herhalten, weil ich mich mit diesen intensiver beschäftigt habe. Warum? Weil es mich fasziniert, denn wie oft wurde oder wird behauptet das Tiere keine Seele haben. Ich bin andere Meinung. Wir sollten unbedingt auf unsere Seelen achten. Der Tod ist nichts Schlimmes. Nur wenn er alleine und anonym stattfindet. Und das sollte er nicht. Auch in Zeiten von Corona. Oder gerade in diesen Zeiten.

Krisengedanken

Lesezeit: 7 Minuten

Einleitung und Warnhinweis

Wir haben eine Krise. Also so eine richtige Krise gerade. Corona ist da und muss ein paar Gedanken dazu loswerden. Wer möchte, ist eingeladen dem beizuwohnen, wer das nicht möchte, der möge die Seite wieder schließen.

Corona – na und?!

Ich gebe zu, ich habe das Ganze nicht wirklich Ernst genommen. Wieso auch. War ja weit weg und wir Menschen reden gerne über alles Mögliche. Alles ist irgendwie dramatisch. Irgendwann. Zudem ist uns langweilig. Uns geht es und zu gut und das führt dazu, dass wir uns gerne mit allem möglichen Kram beschäftigen, weil uns langweilig ist. Wir haben keine wirklichen Sorgen und Probleme. Und ja, ich weiss auch nicht wie ein Krieg ist, wie Entbehrungen aussehen und wie sich wirklich Not anfühlt. Aber ich versuche es mir vorzustellen und versuche nachzuvollziehen, wie es sich anfühlen würden und ich versuche mir vorzustellen, was und wie jemand der solche Entbehrungen schon erlebt hat, zu manchen unserer Probleme sagen würde. Die Antworten beschämen mich dann und es verschiebt die Perspektive. Dorthin wie sie hingehört: In die Realität.

Ende des kurzen Ausflugs und zurück zum Thema. Corona begann wie viele in China. Ein Virus schafft mal wieder das, was Viren eben so machen: Sie suchen sich „Opfer“ um zu überleben. Das ist ihr Ding. Dafür sind sie da. Dafür wurden sie gemacht. Das ist das Leben. Das ist auch gut so, denn in den früheren Zeitepisoden, waren Viren die Tiere befallen haben, für den Menschen auch kein wirkliches Problem. Da waren wir aber auch noch Jäger und sind die Welt gezogen. Haben das gegessen was wir gefunden und erfolgreich gejagt haben und unseren gesamten Besitz haben wir mit uns herumgetragen. Romantisch gesehen klingt das nach einer unfassbaren Freiheit. Toll. Aber nicht wirklich und mit Sicherheit auch nicht so romantisch wie es sich jetzt anhört. Aber darum geht es nicht. Also zurück zu den Viren.

Zurück in die Vergangenheit

Angefangen hat das, als wir angefangen haben, sesshaft zu werden. Wir haben wildes Getriebe kultiviert. Wir haben wilde Tiere domestiziert. Wir haben Wildes Land urbar und fruchtbar gemacht und wir haben uns ausgebreitet. Immer mehr. Immer weiter, denn der Mensch ist hungrig. Nein, ich korrigiere: Der Mensch ist gierig. Hunger ist normal und man isst und dann ist es gut. So machen es Tiere. Jagen und töten um zu überleben. Der Mensch ist anders: Der Mensch ist gierig. Da wird nicht ein Bison getötet um etwas zu essen zu haben. Nope. Da werden komplette Populationen abgeschlachtet. Warum? Keine Ahnung.

Was nun passiert ist, ist dass wir Menschen immer enger mit unserer tierischen Nahrung zusammenleben. Was noch passiert ist, ist das wir Lebensräume einengen und uns dann wundern, wenn wildes Getier dann plötzlich in unseren „gestohlenen“ Lebensraum eindringt. Dann springen ab und an Viren von Tier auf Mensch über. Nichts Neues und auch schon öfter passiert. Das fiese Pangolin. Das soll der Wirt und überträger von SarsCov2 sein. Dumm ist nur, dass wir das ohnehin bedrohte Tier jagen, quälen, töten und als Arzneimittel verkaufen. Sarkasmus-Modus wieder aus.

Zurück in Gegenwart

Wir haben mit Covid-19 ein Problem. Das ist nun klar. Wie man damit umgeht, das wissen wir irgendwie auch nicht wirklich. Da ist viel „Try & Error“ dabei. Und nun haben wir eine Ausgangsbeschränkung. Bundesweit. Betriebe stehen still. Die Wirtschaft ist erstarrt und statistische Kurven schlagen heftig nach oben aus. Kurzarbeit. Wupps, steil nach oben. Arbeitslosenzahlen. Zack, eher flach. Covid-19-Todeszahlen in Deutschland. Eher überschaubar und trotzdem traurig. Schaut man mal über den großen Teich, wird einem Angst und und Bange. Ach ja, ich habe habe die Börse vergessen. Da geht es auch auf und ab.

Ganz schön speziell

Ich persönlich folge den Empfehlungen der Fachleute. Dafür haben wir die nämlich. Ich würde mir ja auch selbst meinen Blinddarm nicht entfernen – nachdem ich mir ein YouTube Tutorial dazu reingezogen habe. Dafür haben wir Spezialisten. Also wenn man uns sagt: Haltet Abstand, bleibt zuhause, reduziert Eure Sozialkontakt, dann ist das doch eine klare und eindeutige Sache. Jetzt kommt es: Was? Na der Frühling. Das Wetter wird wärmer und den Menschen zieht es nach Aussen. Kann ich gut verstehen, denn mir geht es genauso. Aber mal im Ernst: Wie bescheuert, ignorant, deppert und egoistisch muss man denn sein, dass man nicht ein paar Wochen damit warten kann. Die Parks, Wiesen, Seen und sonstige Naherholungsziele sind voll mit ignoranten Idioten, denen wir es irgendwann zu verdanken haben, dass wir wirklich nicht mehr raus dürfen. Hier greift mein Lieblingsbegriff für den Menschen: Homo idioticus.

Demut kann helfen

Wenn man es nüchtern betrachtet, geht uns noch richtig gut. Wir dürfen noch raus. Wir können einkaufen gehen und bis auf Klopapier, Mehl, Nudeln und Hefe ist das meiste auch verfügbar. Die Preise sind auch ok. Es kommt noch Wasser aus der Leitung. Wenn es kalt ist funktionieren die Heizungen und wenn wir krank sind, dann kommt jemand und kümmert sich um uns. Also was jammern wir denn?

Dann haben wir, die jammern weil es jetzt dann Kurzarbeit gibt. Ja, ist uncool und ein Einschnitt, aber es ist auch eine Möglichkeit, dass wir nach Krise noch Jobs haben und nicht jetzt viele Mitarbeiter entlassen müssen. Das ist ein finanzieller Einschnitt, aber er ist temporär.

Ich bin im Internet über ein Gedicht gestolpert, dass das in Reimform sehr schön beschriebt. Also mal kurz paar Minuten innehalten, zuhören und dann im optimalen Fall mal drüber nachdenken. Dann ist’s auch alles nicht mehr so schlimm.

Wahre Worte möcht‘ ich meinen, könnt‘ ich auch nur so gut reinem.

Zurück in die Zukunft

Eine Krise birgt immer auch eine Chance. Was kann ich persönlich? Was können wir als Gesellschaft aus dieser Krise lernen? Da sind viele Gedanken in meinem Kopf. Da geht es um mein Lieblingsthema Daten. Als da wären:

  • Hat sich die Nutzung von BI-Lösungen in den letzten Wochen verändert und wenn ja, wie sieht diese Veränderung aus?
  • Lassen sich mit den Daten und Informationen Vorkehrungen für die Zukunft treffen?
  • Kann man sich mit den Daten auf solche Szenarien wie Covid-19 vorbereiten?
  • Wäre es sinnvoll Daten wie bspw. Infektionsraten, Genesungen, Todesfälle, regionale Hotspots aus Quellen wie RKI, WHO, etc. ins eigene BI-System mit einzubinden und lassen sich hieraus Erkenntnisse für zukünftige Entscheidungen treffen?

Ich werde versuchen hierzu meine Antworten niederzuschreiben. Aber später.

Ich glaube das, dass das was wir aus dieser Zeit lernen können uns eine Chance auf Erdung gibt. Uns geht es gut. Wir leben in einem Land, in dem man sich um uns kümmert. Wir dürfen uns noch „frei“ bewegen und man bittet uns um Mitarbeit. Wir haben Nahrung, medizinische Versorgung und auch sonst funktioniert alles echt gut. Daher sollten wir die Chance nutzen um für die Zukunft zu lernen. Was? Gute Frage.

Wir lernen – und ich hoffe inständig auf Nachhaltigkeit – wieder ein bisschen mehr auf unsere Mitmenschen zu achten. Nachbarschaftshilfe. Sehr gut. Wir lernen, dass die, die unsere Wirtschaft am Laufen halten, die sind, die echt wenig verdienen und einen echt tollen Job machen. Wir lernen, dass wir in einem tollen Land leben und trotz Einschnitten gut leben dürfen. Und wir sollten – nicht nur in Krisenzeiten – ab und an mal innehalten und Danke sagen.

Dankeschön

Danke an alle die sich an die Vorgaben halten und mit dem Arsch zuhause bleiben. An alle die an den Kassen sitzen und dafür sorgen, dass wir volle Kühlschränke haben. An alle die sich im die Kranken und Bedürftigen kümmern. An alle die Pakete unsere Onlineshopping-Aktionen ausliefern. An die Menschen, die unsere Essenbestellungen liefern. An die Taxifahrer und (U-)Bahnführer, Busfahrer und all die, die uns mobil halten, wenn wir es sein müssen. An alle Sicherheitskräfte die mit Geduld und teilweise viel Nachsicht dafür sorgen, dass das was eingehalten werden soll auch eingehalten wird. Danke an all die, an die bisher noch keiner gedacht hat.

So. Ende der Durchsage. Danke.